Zen? Lebendig!
Nach den Feierlichkeiten von Ostern und Pfingsten, nach stillen Tagen in einem Sesshin, nach geschenkten Erfahrungen – ist oft der Alltag ganz schnell wieder da.
Und das ist gut so.
Denn alles, was uns zuteil wird auf dem inneren Weg zu uns selbst, will integriert sein, will hinein buchstabiert werden in die ganz konkreten Lebensvollzüge. Das ist nicht außerhalb des Weges, das gehört in gleicher Wertigkeit unmittelbar dazu.
Die in der Stille gewachsene größere Sensibilität für das Leben bedarf der Aufmerksamkeit nach innen wie nach außen. Dabei will einerseits der innere Schatz gehütet werden – bewahrt vor dem Zerreden und vor leichtfertigem Zugriff – andererseits sind es oft die konkreten Ereignisse, die dazu führen, dass das „Wahre Wesen“ Gestalt gewinnt.
Auch im Sesshin ist die konkrete Form ja oft – jedenfalls am Beginn – eine Herausforderung.
Nicht jedem fällt es leicht, sich einzufügen, einfach so „mitzuschwimmen“, im Kinhin, der Gehmeditation, „nur“ Teil der fließenden Bewegung zu sein, Schritt zu halten, nach dem Klang der Hölzer wieder an den Platz zurückzukehren, sich zu verneigen und so weiter …
Nach und nach wird klarer, was es heißt „Form ist Leere, Leere ist Form“.
Die Gestalt wird durchsichtig auf ihren Sinn hin, löst sich auf im fraglosen Da-Sein.
Das aber ist ein Weg – und er will gegangen werden.
So ist es ähnlich auch mit dem Weg der Annahme im Alltag. Das mir Zugemutete fordert ein, dass ich in der gleichen Haltung da bin wie in der Stille; dass ich ganz und lebendig bin in meinem Tun und Lassen, in meinem Ja und Nein, in meinem Umgang mit Widerständen.
P. Paul