Neubeginn Hiroshima

Altarbild der Weltfriedenskirche Hiroshima

Altarbild der Weltfriedenskirche Hiroshima

Nach der Atomkatastrophe von Hiroshima, nach deren Schock von Endzeitstimmung und Untergang die Rede war, wurde der Japanmissionar Pater Enomiya Lassalle zu einem Künder der Zuversicht für das Atomzeitalter.

Er selbst, gebranntes Kind dieser Katastrophe mit lebenslänglicher Verletzung, hatte nach diesem Ereignis nur noch ein Ziel: in einem neuen Bewusstsein dem neuen Menschen einen Weg zu bahnen. In der Katastrophe selbst sah er zugleich mit der Bedrohung auch ein Zeichen für den Neubeginn. Ende oder Beginn erkannte er als eine Frage des Bewusstseins. Im gegenständlichen Bewusstsein, in dem der Mensch die anderen sieht als Gegner, als zu bekämpfende Konkurrenz, gibt es keine Zukunft. In einem neuen Bewusstsein, nicht in Konkurrenz sondern in Proexistenz, in dem einer dem anderen die Lebensbedingungen nicht nimmt, sondern gibt, steht die Menschheit im Atomzeitalter in einem Neubeginn.

Dazu sah P. Lassalle eine reale Möglichkeit in einer Erfahrung, die ihm selbst zuteil wurde, zu der er den Menschen unserer Zeit unzweifelhaft disponiert erkannte. Die Menschen aller Religionen sah er verantwortlich und befähigt zu einem Dasein in Frieden auf ihrem Weg religiöser Erfahrung. In der religiösen Erfahrung wird der Mensch befähigt zur Proexistenz, zum Dasein für die anderen. Ohne diese Erfahrung und nur orientiert und motiviert von der Religion als ‘Lehre’, sieht der Mensch sich nicht in Proexistenz sondern als Konkurrenz.

Proexistenz ist die Möglichkeit und Notwendigkeit zum Frieden. Konkurrenz ist Motiv zum Kampf. Kampf und Krieg aber bedeuten in der heutigen Situation das Ende der Menschheit. P. Lassalles Zeitgenosse, Mahatma Gandhi, sagte: “Es ist zu beachten, daß es ohne Anerkennung dieser Wahrheit und ohne gehörige Bemühung um ihre Verwirklichung kein Entrinnen vor der Selbstver-nichtung gibt.”

Eine Erfahrung zur Verwirklichung des neuen Bewusstseins wurde P. Lassalle zuteil auf dem Weg des Zen. In der Erkenntnis und Erfahrung seines eigenen Wahren Wesens – in christlicher Sprache als Ebenbild Gottes – wird der Mensch zum Frieden befähigt und beauftragt.

P. Lassalle vor dem Denkmal in Hiroshima

P. Lassalle vor dem Denkmal in Hiroshima

Was er an sich selbst erfuhr, gab ihm die Zuversicht für den Menschen im Atomzeitalter und die Gewissheit für einen Weg der Glaubenserfahrung – nicht nur für Buddhisten, sondern für Angehörige aller Religionen.

Pater Lassalle wurde zu einem Zeugen dieser Erfahrung als Christ. So nannte ihn sein Zen-Meister Yamada Kôun Roshi (1904-1989) “Pionier des Zen für Christen”.

Von seiner Initiative inspiriert entstand das Programm LEBEN AUS DER MITTE – Zen-Kontemplation im Bistum Essen.

Orientiert an seinem Ursprung – am Hiroshima-Ereignis und seinem Deuter P. Lassalle – feierte LEBEN AUS DER MITTE im Jahre 2007 sein 35jähriges Jubiläum mit dem Thema:Freilegung der geistigen Kernenergie.

P. Johannes Kopp SAC