Eucharistie

Altar für die tägliche Eucharistiefeier im Zendo

Altar für die tägliche Eucharistiefeier im Zendo

In den Kursen des Programms LEBEN AUS DER MITTE ereignet sich nach Möglichkeit jeweils von 17.00 – 18.00 Uhr Eucharistie. Das Innerste zweier Religionen in einem: Zazen (Hakuin: “Kein Lob kann sein Verdienst erschöpfen”) und Eucharistie.

Eucharistie: Herzschlag des Christ-Seins

Das Ereignis der Menschwerdung, und was immer sie bedeutet und bewirkt, wird in der Feier der Eucharistie zeit- und raumentbunden gegen- wärtig wirksam. Als Geheimnis des Glaubens bleibt sie im Vollzug und in tiefster Erfahrung Geheimnis. Die Wahrung des Geheimnisses fordert wie das Herz-Sutra: “Lasst uns darüber hinausgehen, darüber hinaus und noch jenseits darüber hinaus.”

Gemeinsame Voraussetzung für den Vollzug des Zazen wie der Eucharistie: Die Offenheit für unsere Geheimniswirklichkeit. Wer in seiner Erlebnis- und Wertwelt nur im Wissbaren Sinn findet, der hält Zazen wie Eucharistie für Unsinn.

Was es zu Eucharistie auf dem Weg der Integration des Zen für christliches Leben zu sagen gibt, lässt sich ausdrücken mit einem ‘Hin und Her’ – als Zen-Eucharistie und als Eucharistie-Zen.

Zen-Eucharistie

Eines der kostbarsten Worte, die wir dem Pionier des Zen für Christen, Pater Lassalle, verdanken, ist dies: “Im Zen bereitet sich der Mensch, soweit es ihm mit seinen natürlichen Kräften möglich ist, für das Wirken der Gnade Gottes.” Wie wahr, erleben Christen in einem Sesshin. Bereitet durch Tage in Stille und Sammlung im Zazen, kommt der Mensch mit seine Geheimniswirklichkeit in Herzberührung (deutsche Benennung für Sesshin). Er ist sensibilisiert für die Wahrnehmung der numinosen Qualität von Worten und Handlungen. Lesungen der Heiligen Schrift hört er im Kontext seiner eigenen Erfahrung. Auch in seinem Körper bekommt er eine Beziehung in einem gewandelten Bewusstsein. Die Worte: “Das ist mein Leib…” hört er nicht als Zitat, sondern als Ausdruck seines Wahren Wesens. Er hört sie ‘zen-gemäß’: Diese, solche Worte hört er nicht wie von einem anderen, sondern wie von sich selbst. Er hört sie mehr und mehr nach dem Motto des Programms LEBEN AUS DER MITTE: “Christus ist in euch, die Hoffnung auf die Herrlichkeit.” (Kol 1,27) In seinem Wahren Wesen ist er ein Schenkender. “Für euch hingegeben” ist Ausdruck seines Wahren Wesens, nach moderner Sprache in Proexistenz.

leib1_02Zen-Eucharistie meint: Eucharistie so mitzuvollziehen, wie es dem Zen-Anspruch gemäß ist: Dein Tun ist Ausdruck deines Wahren Wesens. Worte sind nicht Zitate, sondern deine eigene Wahrheit: “Tut dies zu meinem Gedächtnis” bekommt den Wirkraum allen alltäglichen Tuns. “Zu meinem Gedächtnis” in meiner Wahrheit, die mehr und mehr zu deiner eigenen Wahrheit werden will bis zu dem wunderbaren Einswerden in der einen Wahrheit: In kosmischer, universeller und mystischer Christuswirklichkeit (Teilhard de Chardin).

Mit Zen-Eucharistie ist nichts anderes gemeint als Mitvollzug dieses Geschehens in dem Bewusstsein, aus dem es kommt: “Hin zum Gemeinten.”

Eucharistie-Zen

Als Integration des Zen für christliches Leben ist mit Eucharistie-Zen gemeint: Zen-Praxis allen Ernstes hin zu der letzten Möglichkeit als “Weg, den großen Tod zu sterben” nach einem Zen-Wort: “Wer nur halb stirbt, wird nur halb auferstehen. Wer ganz stirbt, wird ganz auferstehen.” Damit ist jede Zen-Übung eine Sterbeübung: Nicht als letztmögliche Minderung, sondern als letztmögliche Mehrung im Einswerden mit deinem Wahren Wesen, ohne Unterscheidung von Leben und Tod. Und dies mit der wunderbaren Vorgabe: In deinem Wahren Wesen bist du “Bild und Gleichnis Gottes”. Mit diesem großen Glauben, die unendliche Wirklichkeit ist in mir, Gott, die unendliche Liebe und die unendliche Barmherzigkeit ist in mir, wird mir auch das Vertrauen gegeben, mich in meinen Gedanken und Sorgen und Ängsten zu lassen und auch in meiner Schuld die Vergebung anzunehmen, um selbst vergeben zu können.

Mit diesem Motiv, das ich in der Eucharistie empfange und wirksam werden lasse, kann mir die äußerste Bereitung zuteil werden, für den Weg zu meinem wahren, gottgeeinten Wesen. Ich muss dabei auch nicht befürchten, dass ich im Sinne der Integration fremdgehe und mich von der Buddhanatur verabschiede. Die Buddhanatur ist in mir die Wahrheitsnatur, von der ich mich, so eucharistisch motiviert, nicht entferne, sondern sie in Annäherung zur letztmöglichen Motivation verwirkliche. Ich werde wohl manches Verständnis überfordern, wenn ich sage: Ich wünsche und erbitte mir diese Totalität, in der Buddha sein eigenes Wahres Wesen verwirklichte in letztmöglicher Verwirklichung der Wahrheit. Und ich erbitte mir den Geist Christi, dass er mich mit dem Feuer dieser Bereitschaft entzündet, in der Buddha verwirklichen konnte, was in ihm geschah.

Ich sehe Buddha und Christus nicht als solche, die miteinander nichts zu tun haben wollen. Was in dieser Hinsicht geschieht und der Menschheit zugedacht ist, das geht über das hinaus, was mir zu sagen möglich ist. Aber ich kann darum bitten, dass ich zu dieser Weise der Realisierung die Gnade erlange, die gemeint ist mit der Benennung – die allerdings in der Flächigkeit einer Benennung bleibt, aber in voller Integration des Buddha-Ernstes, und in der Verwirklichung dieses, von meinem Zen-Meister gegebenen Koans: “Du musst verwirklichen, dass Jesus Christus in dir ist.”

Eucharistie-Zen: So wie hin zu Zen-Eucharistie, so auch her zu Eucharistie-Zen.

P. Johannes Kopp SAC