Kommen Sie gut nach Hause!
Die gemeinsame Meditation in unserem ZendoLassalle-Raum endet mit den Worten: “Kommen Sie gut nach Hause!”. Und danach – möglichst mit Blickkontakt und wie zum Nachhall in einem Moment der Stille – werden diese Worte nicht gehört als eine Abschiedsfloskel.
“Kommen Sie gut nach Hause” sind Worte einer Einladung, einer Aufforderung.
Nach Hause meint nicht nur den Weg in die gewohnten vier Wände: Diese Worte sind ein Lebensprogramm.
Der Wunsch zum Beschluss der Meditation ist auch der Wunsch zu ihrem Beginn auf dem Wege nach innen zu sich selbst.
Die Reichsten sind nicht die Milliardäre. Die Reichsten sind die Zufriedenen, die ihren Frieden in sich selber finden. Im Streben nach äußeren Reichtümern müssen sich alle Menschen bescheiden. Auch Eroberer kommen an ihre Grenzen.
Auf dem Wege nach Hause, zu sich selbst, findet jeder Mensch die Türen geöffnet zu seiner größten Karriere.
“In ihm sind alle Schätze der Erkenntnis und der Weisheit verborgen”: Das ist ein für jeden Menschen erreichbarer Reichtum.
Das Wertgefühl für diesen Reichtum ist im Blick nach außen nicht erkennbar. Das Auge für diesen Reichtum ist jedem Menschen zwar gegeben, aber mit diesem Auge, dem Wesensauge, auch zu sehen, ist eine andere Sache. Er muss sich helfen lassen. Wer ist bereit, sich einzugestehen “Ich kann es nicht!”?
Die Türen nach innen öffnen sich nur im Anklopfen und Bitten. Was wir auf unserem Weg der Zen-Kontemplation in Leben aus der Mitte wie mit einem Kehrvers singen und was die Startbedingungen sind für diesen Weg zum inneren Reichtum, das ist die klare Erkenntnis: “All unsere Bemühungen sind eine Geste des Bittens.”
Auf dem Weg nach Hause, zu sich selbst, gibt es nichts zu machen. Da gelten andere Gesetze. Besser gesagt: keines.
Es ist vollkommen einfach – aber es ist wie in der Kunst: Das Einfache ist nicht das Erste, sondern das Letzte.
Es geht um das Umschalten – von Ihrem eigenen Willen, mit dem Sie es nicht können, zu dem, der bereit ist, Sie zu Ihrem wahren Zuhause zu bringen. Überlassen Sie das Steuer Ihrem Wahren Wesen, das Sie mit dem inneren, dem Auge des Wesens, sehen lässt, wo es lang geht.
Sollten Sie bereit sein, alles Gemachte wegzulassen, das Einfachste geschehen zu lassen und eins zu werden mit dem Atem – wo sind Sie dann?
Ganz bei sich.
Der Atem, in dem ich das schreibe und der Atem, in dem Sie das lesen, ist DER Atem. Es ist der Atem, in dem sieben Milliarden Menschen atmen. Welch’ eine Gemeinsamkeit! Atem, Heiliger Atem, Heiliger Geist. Im Atem sein, im innigsten Gemeinsamen sein!
Nein noch nicht ganz, aber auf dem Weg dahin, wohin Sie ganz gewiss und eigentlich wollen: Zu sich selbst, wo Sie all das finden, was Ihnen ganz wunderbar zugedacht ist, dass Sie mit sich im Reinen sind, zufrieden mit Gott und der Welt.
Sie glauben es vielleicht nicht, aber alles, alles finden Sie in sich und immer mehr. Sagen doch die größten Zeugen: Du findest Gott in Dir.
Welch’ ein Wunsch und die größte Menschenmöglichkeit:
“Kommen Sie gut nach Hause! Ich wünsche Ihnen einen guten Heimweg!”
P. Johannes