Ich mache immer Ferien!
Ferien, Zeit, das zu tun, was man am liebsten tut.
Einen solchen Menschen durfte ich kennenlernen, der immer tat, was er am liebsten tat, und der – im Blick auf seinen voll beschriebenen Terminkalender – auf meine Frage: “Wann machen Sie eigentlich Ferien?” sagen konnte: “Ich mache immer Ferien.”
Einige Leser können schon ahnen, von wem die Rede ist: Es ist der Japanmissionar, der Pionier des Zen für Christen, Pater Hugo Makibi Enomiya Lassalle (1898-1990).
Immer erlebte ich ihn gelassen, auch in kontrastreichen Situationen voll präsent und ganz in dem, was er gerade tat. “Was er am liebsten tat”, heißt nicht, dass er alles mit Lust und Leichtigkeit tat. Er tat nicht das “am liebsten”, was ihm am leichtesten fiel. Er tat das “am liebsten”, von dem er sah, dass das das Richtige, oder das Bessere war.
“Wann machen Sie eigentlich Ferien?” fragte ich ihn am Ende eines Sesshins und vor Beginn des nächsten, dessen Termin in dichter Folge in enger Schrift in seinem Kalender stand. Die Antwort: “Ich mache immer Ferien”, ist mir seitdem wie ein Koan, eine Einladung zu den besten Ferien, in denen ein Mensch sich erholen und den ersehnten Frieden für sich finden kann.
Vergangenen Sonntag durfte ich wieder ein Sesshin beenden, in dem ich Friedensuchende eine Woche lang im Sesshin-Programm begleiten durfte. In diesem Sechstagewerk verspürte ich keinen Wunsch, irgendwo anders zu sein. An keinem andern Ort der Welt und unter keinen anderen Umständen konnte ich nach meinem Empfinden dem Frieden in mir zum Frieden aller näher kommen als eben hier und so.
Und so fühle ich mich jetzt, in den Ferienmonaten Juli/ August, wirklich sehr gedrängt, vom Ferieneffekt der Meditation etwas zu sagen. Nicht als Belehrung, sondern als eine Erfahrung, für die ich seit Jahren unendlich dankbar bin.
Den besten Ferieneffekt finde ich da, wo ich bin, wo ich immer bin. Wenn ich ihn da finde, wo ich bin, wo ich immer bin, bei mir, in mir, dann kann ich jedenfalls verstehen, wie das gemeint ist und dass es grundsätzlich menschenmöglich ist – “ein Ziel aufs Innigste zu wünschen” (Hamlet) – , dass einer, der diesen bisher noch nicht thematisierten Effekt in sich wahrgenommen hat, sagen kann: “Ich habe immer Ferien.”