Geschenk-Kraft
Machen Sie sich Geschenke zu Weihnachten im Familien- und Freundeskreis? Oder haben Sie damit aufgehört, weil es schwer ist, etwas Richtiges zu finden? Oder weil sich viele so schwer damit tun, Geschenke anzunehmen, ohne sofort eine “Gegen- gabe” zu planen? Dann hätte ich etwas für Sie als Mitpilger auf dem wunderbaren Weg und – Sie werden gleich sehen, warum – als Pallottiner.
Sie brauchen dazu kein Geschenkpapier und keine Hochglanzfolie, denn…
Das Schönste, das ein Mensch verschenken kann, ist er / sie sich selbst.
Wunschkraft möchte ich dies nennen.
In jedem “greifbaren” Geschenk bin ich begrenzt, auch wenn ich natürlich in allen Dingen, die ich gebe, ein Stück von mir selbst mitgebe. Im Wünschen jedoch sind wir unbegrenzt. Da kommt es, sozusagen als Kaufpreis, auf die innere Intensität an, mit der ich für jemand anderes Gutes erhoffe.
Sehnsucht und Hoffnung sind keine leeren Worte, sondern eine innere Einstellung, die verändert und verwandelt – zuerst den zuversichtlich Hoffenden selbst und dann auch seine Umwelt. Wenn ich aus- greife nach dem, was allem Begreifen und Machen nicht zugänglich ist, bereite ich mich dafür, dass Gott mich beschenken kann.
Vielleicht ist Geschenk – Gabe – ja sogar einer der schönsten Namen für Gott.
Er gibt sich an Weihnachten selbst, ganz und gar, mit Haut und Haaren.
Das hatte Vinzenz Pallotti ergriffen und ließ ihn nicht mehr los: “Du verströmst dich”, sagt er in einem Gebet. Damit meint er nicht ein zeitweises Tun, sondern das innerste Sein Gottes.
Gott IST Gabe. Es ist Sein Wesen, Er kann gar nicht anders.
Und jetzt wird es spannend: Der Mensch hat – von der Schöpfung an – am Wesen Gottes teil, uns dargeboten im Weihnachtsgeheimnis wie in einem Spiegel. Und deshalb ist auch er – jeder! – von seinem Wesen her Geschenk. Nichts Besonderes also, sondern eingeschrieben ins Innerste:
“Weil Du Dich selbst uns ganz und gar geschenkt hast, müssen auch wir uns Dir und einander schenken”, lässt Pallotti die ersten Mitglieder seiner Gemeinschaft in einem Weihegebet sprechen.
Nur ein Wunsch-Traum?
Gerade da, wo wir auf dem direkten Wege keine Einflussmöglichkeiten haben, zeigt sich die Bedeutung dieses menschlichen Wesenszuges.
Seien es Krankheit, Konflikte, unlösbare Probleme oder auch mit E-Mail und Facebook nicht zu über- brückende Entfernungen zwischen Menschen:
Im Wünschen setzen wir in uns selbst eine Dynamik frei, die weit über das im Handeln Mögliche hinausreicht.
Es ist die Kraft der Liebe, die – wie in einem Schatzkästlein verborgen – ganz tief unten im Herzen jedes Menschen ruht.
Sieht sich der Mensch so als Selbstgabe, dann geschieht etwas Wunderbares: Es kommen Ordnung und Frieden hinein in seine Kräfte. Die Stimme des Wesens sagt: “So bin ich ja, das ist Erfüllung!”
Eine solche Erfahrung teilt sich mit. Sie ist wie ein Parfüm, das duftet; wie ein Licht, das auch in weit entfernte Dunkelheiten hinein leuchtet. Sie schafft Verbundenheit, vielleicht und erst einmal ganz ohne Worte und konkretes Tun.
Um noch einmal auf das Thema Geschenke zurückzukommen: Wer das Richtige geben will (und das nicht nur zur Weihnachtszeit), der hat lange vorher sich schon als Gebender verstanden. Dann wird er auch da geben können, wo andere sich verschließen:
Zeit, Versöhnung, Annahme.
Da wird dann das konkrete Handeln eine ganz persönliche Handschrift bekommen, wird das Tun nicht mehr aus der Sorge um sich selbst fließen.
Im Namen von P. Johannes und allen Teilgebern und Teilnehmern des Weihnachts-Sesshins wünsche ich mir und Ihnen, dass die Feier des sich verschenkenden Gottes uns doch “er-innern” möge an das, was wir sind – und dass im vielfältigen Wünschen, das wir in dieser Zeit wie sonst kaum in Worte fassen, etwas einfließen möge von dieser Kraft, die in uns nur darauf wartet, “ent-schlossen” zu werden.
P. Paul