FREUDE, GROSSE
Sie gehört zu Weihnachten wie das Kind und die Krippe und die Suche nach Herberge. Sie ist nicht zu verwechseln mit „Spaß“. Sie ist anders als die vielen kleinen Freuden, die alle in einer äußeren Ursache ihren Grund haben. Dieser Grund ist nicht tief, dieses Wasser ist seicht. Zu schnell unterliegt es unvorhersehbaren Veränderungen.
GROSSE FREUDE ist grundlos, nicht als Freude über etwas. Sie ist machtlos und zugleich entmachtet sie, besiegt alle Winkelzüge des Verstandes, fegt so viele „Bedenken“ vom Tisch. Sie ist unverdient, kein Mensch kann sie machen oder mit Gewalt herbeiführen. Sie grenzt niemand und nichts aus, keine Situation, auch kein Leid, keinen Schmerz. Oft erfüllt sie das Innere nach hartem Ringen um Wandlung, wie die Wehen einer Geburt. Wie ein Licht in dunkler Nacht, wie der Morgenstern, lange und sehnsuchtsvoll erwartet. Sie überwiegt alles Schwere, gibt dem Inneren Flügel.
Das Fest, an dem Jesus Christus in uns zur Welt kommen will, weiß um diese Freude. Sie kommt uns entgegen aus dem eigenen Grund, der zur Krippe geworden ist. Sie lässt uns wahrhaft Menschen sein, ausgestreckt zwischen Erde und Himmel. Sie weckt in uns eine über alles menschliche Vermögen hinausgehende Möglichkeit des Wirkens, die aus dem unendlichen Grund heraus fließt, natürlich, absichtslos, zum Segen für viele.
„Mach uns empfänglich für alles, was du uns in diesen Tagen zugedacht hast“, heißt es im Tischgebet zu Beginn eines Sesshin. Mach uns empfänglich für diese Freude!
Zusammen mit allen Teilnehmern und Teilgebern des Weihnachts-Sesshins, zusammen mit P. Johannes, wünsche ich Ihnen und den Menschen an Ihrer Seite von Herzen, dass GROSSE FREUDE in diesen Tagen Sie erfüllt und Ihr Leben erhellt. Lassen Sie uns in der gemeinsamen Übung der Stille einander verbunden sein.
P. Paul