Ein gutes neues Ja!

bringen3_01“Ein gutes neues Jahr!” Oft gesagt und gehört in den ersten Stunden und Tagen von 2012 – und so unterschiedlich. Mancher Neujahrswunsch hört sich an wie die Frage: “Was kann ich für dich tun, was kann ich dir geben, dass dieses Jahr für dich ein gutes Jahr werde?” Damit ist die Frage: “Was bringt es mir?” umgekehrt in die Frage: “Was kann ich bringen?”

Ich möchte Sie herzlich einladen – besonders zu Beginn des Jahres – dieser Frage nachzugehen: “Was kann ich bringen?”

Dazu kommen mir Worte aus der Marktsprache. Bin ich nur Konsument oder bin ich auch Produzent? Ich muss konsumieren, damit ich leben kann. Muss ich auch – kann ich auch – “produzieren”?
Da muss ich zunächst an Maschinen denken, die in sekundenschnelle hochwertig marktfähige Produkte hervorbringen. Aber wir sind Menschen. Was können wir “hervorbringen”? Ich möchte mit dieser Frage nicht an bezahlbare Leistung denken, sondern an Unbezahlbares, das von Herzen kommt. Was von Herzen kommt, liegt in anderer Wertskala wie Lächeln, Lieben und Es-gut-sein-lassen. Was? Das, was ist. Die Situation. Es gibt keinen anderen Weg, zum Frieden, zur Zufriedenheit, als Ja zu sagen zu dem, was ist.

bringen2Sich zurechtfinden in seiner Situation ist die einzige Möglichkeit, sich wohlzufühlen in seiner Haut. Dieses Ja ist aber nie gesagt, es muss immer neu gesagt werden – wie der Atem, in dem ich nicht lebe von gestern. Es geht aber nicht um das Ja, das in meinen Kopf reinpasst: Es geht um das Ja, das mein ganzes Wesen angeht.

Und nun muss ich noch einmal unterscheiden: Es geht um ein Ja, um ein großes Ja, auf dessen Rückseite manchmal auch ein großes Nein steht. Es geht um das Ja, das ich sagen kann und – wenn es gutgehen soll – sagen muss mit meinem ganzen Wesen. Ja, ich muss gut bei mir sein, ich muss wirklich Fühlung aufnehmen zu meinem Wahren Selbst, weil ich nur mit meinem Wesensaugesehen kann, wozu ich mit meinem ganzen Wesen Ja sagen kann oder auch in der Kraft meines ganzen Wahren Wesens Nein sagen muss.

Was kann dann der Wunsch zu einem guten neuen Jahr anderes sein als ein gutes neues Ja zu sich selbst? Dazu sagen Millionen der Erfahrenen und Weisen der Menschheitsgeschichte: Mit diesem Jazu sich selbst finden Sie in sich den unermesslichen Reichtum Ihres eigenen Wahren Wesens. Sie alle sagen: Die unendliche Wirklichkeit ist in Dir!
Das ist doch die frohe Botschaft, die mit allen Antennen und allen Sendern empfangen werden soll und kann und muss, damit das Jahr zu einem guten Jahr wird.
Und nicht nur das: Wer so Ja sagt zu sich selbst, in dessen Jahresprogramm steht nur in Kleindruck die Frage: “Was wird es bringen?”, aber ganz groß und mehr und mehr motivierend: “WAS KANN ICH BRINGEN?”

leibWer in unserem Programm Leben aus der Mitte in Schülerschaft den Weg der Zen-Kontemplation beginnt, bekommt eine Karte überreicht mit seinem Namen und auf der Rückseite dem Wort eines Erfahrenen: “Stets wohne im großen Erbarmen und lasse die unermesslichen Segnungen des Zazen (Deines großen Ja zu Dir selbst) allen Lebewesen zuteilwerden.” In der täglichen Eucharistiefeier, sensibilisiert durch die Selbsterfahrung der Stille, verlangen die Worte “Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird” und “Tut dies zu meinem Gedächtnis” ein fünfminütiges, mit Gong eingeleitetes Schweigen.

In unserem Wahren Wesen sind wir immer präsent, immer ein Präsent.

Mahatma Gandhi  spricht von einem Experiment mit der Wahrheit und fordert: “Das Gesetz der Liebe muss mit wissenschaftlicher Präzision befolgt werden.”

Bei einem Experiment mit der Frage: “Was kann ich bringen?” – und einem neuen Ja im neuen Jahr – mit dabei

P. Johannes

Fotos (von oben): Rainer Schmidt (1,3), Inge Hausen-Müller (2,4)

Fotos (von oben): Rainer Schmidt (1,3), Inge Hausen-Müller (2,4)