Am Dienstag, den 18. Dezember hat die Präsentation des letzten Buches von P. Johannes Kopp SAC
„Gebet als Selbstgespräch – Gebet und Koan als Beziehung zu Gott in mir“ im Medienforum des Bistums Essen stattgefunden.
Gesprächspartner:
• Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck
• Dr. P. Paul Rheinbay SAC, Leiter des Meditationsprogramms „Leben aus der Mitte” im Bistum Essen
• Msgr. Dr. Michael Dörnemann, Leiter des Dezernates Pastoral im Bistum Essen
Auf der Website des Bistums Essen findet man hier einen ausführlichen Bericht über diese erfolgreiche Veranstaltung zusammen mit zahlreichen Bildern.
“Wenn man mit dir geht, kommt man immer zu früh an.”, pflegte meine Mutter zu sagen.
Bis heute lasse ich mir gerne Zeit-Puffer. Und wenn ich dann wirklich warten muss, erinnere ich mich daran, welches Geschenk doch jedes bewusst erlebte „Jetzt“ ist.
Nicht auf die Menge der Zeit kommt es an: Unendlich zu steigern jedoch ist die Qualität der Zeit. „Jeder Tag ist ein guter Tag“, heißt es im Koan – und gerade in nicht verplanten Momenten wird Zeit durchsichtig auf Gegenwart hin und lädt ein, gegenwärtig zu sein.
Dabei gibt es nie Zeit zu verlieren oder zu gewinnen, nur DIES! – JETZT! – DA!
Ein Geschmack von Fülle und Erfülltem kann in solchen Momenten liegen, seien sie objektiv kurz oder lang.
“In der Fülle der Zeit ist Gott Mensch geworden”, schreibt Paulus an die Galater. Das ist kein einmaliges Ereignis in der Menschheitsgeschichte.
Immer wieder will dies geschehen, wo Menschen dazu bereit sind wie Maria vor über 2000 Jahren. Das aber ist beileibe keine Kleinigkeit und bildet den Kern des Advents: die Selbst-Bereitung.
„So lass mich doch dein Kripplein sein. Komm, komm und lege bei mir ein, dich und all deine Freuden“, dichtet Angelus Silesius.
Da, wo ein Mensch in sich die geweihte Nacht geschehen lässt, sich vertrauensvoll hineinwagt ins göttliche Dunkel, da ereignet sich Menschwerdung, da kommt Leben zu seiner Fülle. Gegen das weit verbreitete Gefühl einer „davonlaufenden“ Zeit wünsche ich mir für die kommenden Wochen Räume des Innehaltens, der Ausrichtung auf den, der kommen will, mitten hinein ins Unvollkommene und Unvollendete meines Lebens.
Herzlich lade ich Sie ein zum Zazen-kai, dem „langen Dienstag“ am 4.12. und zum Gedenken an den Geburtstag von P. Johannes am Sonntag, dem 9.12.
In den bevorstehenden Sesshins feiern wir das Handeln Gottes an Maria sowie die Erweckung Gautama Buddhas am 8.12. und beschließen in Dankbarkeit die Zeit des Jahres 2018.
Eine große Freude ist es, dass der Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, Zeit hat zur Begegnung mit unserem Programm. Der Abend im Medienforum (Details hier) ist eine Ehrung für P. Johannes und ein Hineintragen unseres „stillen Tuns“ in die Fragen, Nöte und Anliegen des Bistums und seiner Menschen.
Herzliche Einladung dazu und … bringen Sie doch noch jemand mit!
Von Herzen eine gesegnete Zeit!
P. Paul
Fotos: Inge Hausen-Müller
An jedem Abend im Sesshin erreicht die Teilnehmer zum Ende des gemeinsamen Programms dieser Weckruf. Denn darum geht es im Zendo und beim „Sesshin ohne Ende“, allen Ernstes: in jedem Augenblick die Aufmerksamkeit auf das wahre Wesen zu richten, sich nicht verwirren und verführen zu lassen.
Wunderschön führt dies ein innerer Dialog aus einem Koan vor Augen:
Meister Zuigan pflegte jeden Tag sich selbst zuzurufen: “Meister!” und zu antworten: “Ja!” Dann rief er erneut: “Ganz wach! Ganz wach!” Und antwortete: “Ja! Ja!” – “Lass dich nicht von anderen täuschen, an keinem Tag, zu keiner Zeit!” – “Nein! Nein!” (Mumonkan 12)
Was aber meint Zuigan mit „von anderen täuschen“?
Es ist das verwirrende „Gras“ im eigenen Inneren, das Gestrüpp der Gedanken und Impulse. Damit hatte der Meister wohl auch seine Erfahrungen, so dass er „jeden Tag“ sich in die Aufmerksamkeit des Jetzt hinein rief. Es sind die Bedürfnisse, Ansprüche und Wertungen, die ununterbrochen im Menschen „produziert“ werden, sich melden und versuchen, Impulse fürs Handeln zu geben.
Selbst da, wo das Ego schon lange als „Gaukler“, als leer und substanzlos, erkannt wurde, hört es noch nicht auf, sich aufzuspielen im Umgang mit Erlebnissen, Erinnerungen, Verletzungen und Schmerzen, Druck und Belastung, Macht und Ohnmacht.
Wenn in einem Sesshin die Mauern des Ego heruntergefahren sind, entlarvt sich diese „Dramaturgie“. In der erfahrenen Machtlosigkeit der Stille öffnet sich der Weg in eine neue Freiheit des „nicht Besonderen“, einer Annahme des Lebens, die nicht weiteres Leiden hervor ruft, nicht bei mir selbst, nicht bei den Menschen, mit denen ich das Leben teile, anstatt sie zu „benutzen“.
„Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein.“ Dieser Vers aus dem Matthäus-Evangelium (20,25-26) ist ein authentisches Wort Jesu an seine Jünger, nachdem zwei von ihnen um eine besondere Stellung in seiner Nähe gebeten hatten und damit (natürlich!) die anderen Jünger verärgerten. Die entschiedene Reaktion Jesu leitet sich ab von seinem Selbstverständnis über Macht: Er sei gekommen, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen, sich zu geben, sich zu verschenken. So werden die in unserer Sicht Letzten in seinem Reich die Ersten sein.
Damit ist Macht neu umschrieben: als Dienst. Dagegen steht die Instrumentalisierung anderer für die eigenen Ziele und Bedürfnisse – der Missbrauch. Je sensibler die Stille uns auch in die feinen und sonst verdeckten Ränkespiele des Ego hinein führt, desto wichtiger ist hier das Ja-Ja und Nein-Nein von Meister Zuigan. Ähnliches gilt für Strukturen in unserem Miteinander, welche genau das erleichtern und verdecken, dass nämlich Menschen einander egoistisch „gebrauchen“.
Jede Übergriffs- und Missbrauchsgeschichte in spirituellen und religiösen Gemeinschaften ist erschreckend. Seid wachsam! ist der Aufruf, hellhörig zu sein für Stimmen, welche ein solches Geschehen bagatellisieren, verschweigen oder rechtfertigen wollen. Das gilt auf der persönlichen wie auch auf der Ebene des Miteinanders. Nur so können wir Verletzungen verhindern, die Menschen – gerade in der Empfindsamkeit eines inneren Weges – einander zufügen.
Und zugleich fühle ich mich gedrängt, um Vergebung zu bitten für all das, was mir – da jede Aufmerksamkeit unvollkommen ist – nicht bewusst ist. Was wären wir Menschen ohne diese gegenseitige Bitte und ohne die Zuversicht, dass aus vergebener Schuld und heilenden Wunden neues Leben entstehen will – grenzenlos, über den Tod hinaus!
P. Paul
Fotos: Inge Hausen-Müller
Sommerzeit, Wärme, Ferien, Begegnungen im Freien, zwanglos sich ergebende Gespräche, Zeit füreinander. Wir sind auf Dialog hin angelegt, auf das fließende Hin und Her des Austauschs, aufs Hören und Verstanden-Werden. Das Instrumentarium dafür ist nicht nur das sachliche Medium der Sprache – es ist eine Freude, den anderen ganzheitlich wahrzunehmen, mit der Folge, dass er immer weniger der Andere ist und immer mehr zum Nächsten wird. Der Ausdruck „Nächste/r“ beinhaltet,... Artikel ansehen