Zen im Kloster – Ausflug des Freundeskreises nach Gerleve

Das Kloster Gerleve im Münsterland, eingebettet in die Stille herrlicher Natur, war am Samstag, dem 7. September, Ziel des diesjährigen Ausflugs des Freundeskreises.
Das Kloster ist – gerechnet in Jahrhunderten – noch sehr jung.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde es von Beuron (Schwarzwald / Bodensee) aus gegründet – als religiöses Zentrum für die in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen. Es erlebte eine wechselvolle Geschichte, war aktiver Teil der Liturgischen Reformbewegung, welche u.a. dazu führte, dass der Gottesdienst heute in der jeweiligen Landessprache und nicht mehr nur in Latein gehalten wird. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Kloster aufgehoben. Es bekam eine ganz neue Aufgabe: Frauen, die im unterstützenden Militärdienst arbeiteten, brachten dort ihre Kinder zur Welt. Heute ist das Kloster mit seinen Einrichtungen, die der Jugendarbeit und der kirchlichen Erwachsenenbildung dienen, ein wirklicher Anziehungspunkt für viele Suchende.

P. Sebastian Debour, der uns willkommen hieß und durch den Tag begleitete, war befreundet mit P. Johannes. Für ihn ist die Zen-Praxis seit Jahrzehnten Ausdruck seiner kontemplativen Lebenshaltung. Und so führte er, getragen vom Gebetsrhythmus der Mönche, Menschen zum Schweigen und in die Stille. In herzlicher Verbundenheit mit unserem Programm erläuterte er die Kirche und feierte mit uns Eucharistie. Ihm, Abt Laurentius sowie der Gemeinschaft der Gerlever Mönche ein herzliches Vergelt`s Gott für die Gastfreundschaft!

Zen und Kloster – das ist eine interessante Beziehung:

Eine Lieblingsidee von P. Lassalle war es, ein christliches Zen-Kloster zu gründen. Durch die gemeinsame Zen-Praxis sollte Christen die Möglichkeit gegeben werden, zu einer vertieften Gotteserfahrung, der unendlichen Wirklichkeit der Liebe, zu kommen. Dieses Ziel verfolgte er mit dem Bau nahe Tokyo, den er Shinmeikutsu, die „Höhle des göttlichen Dunkels“ nannte. Leider fand sich bis heute keine Gemeinschaft, dieser Vision nachzugehen.
Dabei waren Klöster über Jahrhunderte die Orte, in denen Zen praktiziert wurde. Dass die Sanbo-Zen-Schule (Yamada Roshi) sich außerhalb der Klostermauern ansiedelte und sich für Nicht-Mönche („Laien“) öffnete, war und ist bis heute ein Novum, das in Japan nicht von allen verstanden wird. Ohne diese Öffnung freilich wäre der Weg des Zen in den Westen weitaus schwieriger gewesen.

Die Plätze, wo Zen sich hier im Westen etabliert hat, sind oft (auch ehemals) kirchlicher Natur: Bildungshäuser, Pfarreien und – auch wieder Klöster. Geistliche Gemeinschaften werden – gerade in einer Zeit, in der die gewohnte Form von Pfarreien sich im starken Umbruch befindet – zu Zentren, wo Menschen Orientierung suchen. Und das hat eine lange Geschichte:  
Das Mönchtum gehört fast von Anfang an zu den Ausdrucksformen christlichen Lebens. Schon früh entstand hier die Tradition  des Jesus-Gebetes als Zeugnis für die Verbindung von Atem und betendem Seufzen. Und das bekannte „Ora et labora“ der benediktinischen Gemeinschaften macht aufmerksam auf das nötige Gleichgewicht von Gebet/Versenkung und präsentem Dasein/Tun/Lassen im Alltag.

Ob die Vision eines christlichen Zen-Klosters sich einmal verwirklicht? Ob sich einmal Menschen finden werden, die sich als Christen mit Entschiedenheit und Leidenschaft dem Zen-Weg verschrieben haben und ihr Leben und ihren Alltag miteinander teilen? Denen gemeinsam ist, dass sie, auch wenn sie verschiedenen Berufen nachgehen, der spirituellen Suche Priorität einräumen? Und sich in der Übung des Alltags gegenseitig unterstützen und herausfordern?
P. Lassalle würde es freuen.

P. Paul