Wie kommen wir zum Feuer?
Symbol für das Kommen des Geistes am Pfingstfest sind ja bekanntlich Feuerzungen. Sie weisen auf den hin, der im Evangelium von sich sagt:
“Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen – wie froh wäre ich, es würde schon brennen!” (Lk 12,49)
Feuersglut ist beheimatet in der menschlichen Tiefe – oder besser: Der Mensch findet in der Glut des Innersten sein eigentliches Zuhause, seine Identität, seine Berufung. Aber das zu realisieren ist nicht so einfach – und zugleich so notwendig wie nie.
Nicht, dass es keinen Rauch gäbe! Davon hat die Menschheit genug: Aktivitäten, Worte, Pläne, Versprechen, manchmal nach Nicht-weiter-wissen klingende politische Rezepte. Viel davon verraucht, verdunstet schnell.
Es scheint, dass die Angst groß ist, sich wirklich der eigenen Herzensglut auszusetzen, sich von ihr ergreifen zu lassen.
Was geschieht da eigentlich, im Augenblick des Ergriffenwerdens?
Manche kennen es von unglaublich stillen Momenten der Meditation; andere vergessen ein Leben lang nicht, wie die Begeisterung eines anderen sie ansteckte und vielleicht für immer motivierte, der eigenen Erfahrung treu zu bleiben. Manchmal ist es das berühmte “vitalisierende Sterben”, die Erfahrung neuen Lebens nach einer Phase des Sich-Lassens in größer werdendem Vertrauen.
Oft werden dabei Kräfte frei, die weit über das eigene Selbstbild hinausgehen. Auf einmal werden unüberwindliche Probleme zu Möglichkeiten, das “Mir geschehe” in die Tat umzusetzen.
“Ein Entflammter ist mehr wert als zehn, die es nicht sind”, sagte Ignatius von Loyola, Gründer einer großen Gemeinschaft.
Es ist nicht die Zahl: Das Feuer teilt sich wohl im Maß der Intensität mit.
In der frühen Kirche ist Pfingsten auch dadurch gekennzeichnet, dass sich ganz plötzlich Menschen verschiedenster Herkunft, Nationalität und Sprache verstehen und miteinander reden konnten.
Das innere Feuer, die Begeisterung für das Leben, die Sehnsucht, alles zu teilen, barmherzige Sensibilität für das Leiden – diese Sprache wird überall und von allen verstanden.
In der Stille dürfen wir in diesen Tagen wieder in die wortlose Sprachschule gehen, in Vallendar und in Rom. Und natürlich dort, wo Sie jetzt dies lesen und sich mit uns verbinden.
So werden wir, was wir schon längst sind: EINS.
P. Paul