Weihnacht – Geschenk zum Schenken
“Frohe Weihnacht” – “Gesegnete Weihnacht” – “Ich wünsche Ihnen die weihnachtlichste Weihnacht Ihres Lebens”. Solche Grüße zu Weihnacht werden Sie vielleicht gedruckt oder auch hand- geschrieben in Ihrer Weihnachtspost lesen. Sollte Ihr Geschenk Anlass sein zu einem freudigen “Ach!” und einer spontanen Umarmung, dann könnte es ja schon eine frohe Weihnacht sein.
Um frohe Weihnacht zu erleben, kann es auch noch mehr, noch viel mehr sein? Wie in vergangenen Jahren dürfen Teilnehmer vonLeben aus der Mitte das Weihnachts-Sesshin vom 20. bis 26. Dezember in Vallendar-Schönstatt erleben. Keinem der Teilnehmer ist mit dieser Teilnahme ein Friedens- und Glückserlebnis nach vorgestelltem Muster zugesichert. Es kann auch schmerzvoll sein. Es werden – wie in jedem Sesshin – auch Tränen fließen.
Meine Aufgabe in der Begleitung dieses besonderen Programms besteht darin, auf das eigentliche Geschenk hinzuweisen, nicht nur für die Sesshinteilnehmer, sondern, wie ich in großer Freude im Evangelium bei Lukas im zweiten Kapitel lese: “Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind.”
So sehen wir uns im weihnachtlich Gemeinsamen in diesem besonderen Sesshin mit Ihnen – wo und wie auch immer Sie diese Weihnacht erleben – im Gemeinsamen, sei es in Ihrer Wohnung ganz allein, oder im Kreis Ihrer Lieben.
Das eigentliche Geschenk? Was habe ich, das ich nicht empfangen hätte? Ich verdanke, dass ich bin.
Man muss nicht an einem Sesshin teilnehmen, um zu dieser Einsicht zu kommen. Aber in einem Sesshin ist alles darauf angelegt. Je mehr ich zu mir selber komme, umso mehr erkenne und erfahre ich mich geschenkt.
Die größte Entdeckung, Erkenntnis und Erfahrung zu der ein Mensch befähigt und Mensch geworden ist, ist die Erkenntnis und Erfahrung seiner Wesensnatur. Wo lässt Gott, die unendliche Wirklichkeit, sich finden?
Seit 40 Jahren glüht in Leben aus der Mitte ein Zentralwort der Heiligen Schrift: “Christus ist in euch, die Hoffnung auf die Herrlichkeit.” Wen finde ich im Innersten meines Innern? Der Weg der Zen-Kontemplation lässt sich beschreiben mit einem Wort, das ich gestern von einem Heiligen aus dem 11. Jhdt., Bernhard von Clairvaux, gefunden habe: “Geh deinem Gott entgegen bis zu dir selbst.”
Das ist nicht nur der Weg der Zen-Kontemplation. Das ist der Weg eines jeden Menschen. Auf diesem Wege erkenne ich mich, mit allem, was ich bin und habe, als Geschenk. Ja, und soweit es mir gegeben wird, mich in meinem Innersten, in meiner Wesensnatur zu erkennen, erfahre ich mich in dem unendlich Schenkenden der Mensch geworden ist.
Zielgenau komme ich zu mir selbst, indem ich mich verschenke – indem ich liebe. Daher hat Weihnacht auch den schönsten Namen: Fest der Liebe.
Am besten feiert, wer von ganzem Herzen für nah und fern Geschenk sein möchte. Das Wunderbare ist möglich: Wer das “Weihnachtsgeschenk” annimmt, wird selbst zum Geschenk, aber nicht nach Muster. Es kann auch sein in Tränen – und doch getröstet.
Mit Ihnen hoffen wir – Sie in Ihrer Weise, wir in diesem Weihnachtsesshin – uns so beschenken zu können.
Frohe Weihnacht!
P. Johannes