PAUSE!

Jetzt gehen sie wieder zur Schule, die Kinder – und wecken so manche Erinnerungen. Wie haben wir uns in der Schule nicht immer wieder auf das eine gefreut: Pause, endlich Pause! Mit Pausenbrot im Pausenhof. Stärken, Begegnung, Auftanken, Austoben.
Ist leider verloren gegangen beim Erwachsenwerden.
Schade!
Aber wir können ja wieder und neu entdecken, welch großen Wert die Pausen für das menschliche Leben haben. Wir sind nicht für das Pausenlose geschaffen, sind keine Maschinen, brauchen Zwischenzeiten. Das Kreative und Produktive setzt Zeiten voraus, in denen wir nichts machen, nichts erreichen wollen, nichts hervorbringen, sondern einfach „nur“ da sind, leben und innehalten.

Stellen Sie sich doch einmal vor, was sich auf diesem Planten ändern würde, wenn die ganze Menschheit in vereinbartem Rhythmus (etwa zu jeder vollen Stunde) für zwei Minuten aus dem Machen-Modus in ihren Atem ginge und versuchen würde, dem Ausatmen bis in seine Tiefe zu folgen und sich dabei fragen würde:
Wo bin ich gerade mit meinen Gedanken und Bestrebungen?
Lasse ich mich bestimmen oder steuere ich selbst?

Von welchen Motiven lasse ich mich leiten?
Stimmen diese Motive mit dem überein, wie ich mich selbst sehe, was ich bewirken möchte zum Wohl des Ganzen?
Bin ich in allem, was ich tue – auch in den ganz lapidaren Beschäftigungen – verbunden mit meinem Herzen, oder treiben mich nur Ideen, Pläne, Konstruktionen einer Scheinwelt, abgehoben von der Wirklichkeit?

Rund 14 x am Tag sich ehrlich so ins Gesicht zu schauen: Ich bin sicher, dass sich etwas wandeln würde, z.B. in den leidigen Denkschemata von schwarz/weiß, Freund/Feind, Gut/Böse, anzustreben/zu vermeiden.
Ich wäre ja dann sicher, dass auch jene Menschen, denen ich nichts oder nur Schlimmes zutraue, sich just in diesem Moment dieselben Fragen stellen und könnte ihnen mehrmals am Tage wünschen, dass sie dabei so weit wie möglich zu sich selbst, zum Wesenskern des Menschlichen, finden.

Eine solche Idee kommt sommerlich leicht daher, soll sie auch. Und doch traue ich unserer Wunschkraft mehr zu, als meine Gedanken und mein Erfahrungswissen es zulassen in diesem Monat August.

Die Erinnerung an Hiroshima, Nagasaki sowie an den Bau der Berliner Mauer im Zusammenklang mit den politischen Ereignissen dieser Tage können zur Resignation und zur lähmenden Angst führen.
Sie können aber auch eine ungeahnte Zuversicht und Kreativität wecken, unsere Möglichkeiten im Sinne der Einstellung zu erweitern.
Es gibt unendlich viel mehr Wege, dem Frieden zu dienen, als nur die unmittelbare Einwirkung, der direkte Einsatz. Der Wunsch, das tägliche Innehalten, die tägliche Zeit der Stille, möge zum Gebet für den Frieden werden (oremus pro pace mundi – P. Lassalle) lässt sich in seiner Intensität grenzenlos steigern. Da sind wir frei.

Also warum nicht erst einmal selbst mit einem für Leib und Seele gesunden Pausenrhythmus beginnen? Vielleicht ist das ja ansteckend …

P. Paul

 

Fotos: Inge Hausen-Müller