Neu(es) Leben
An einem Tag im noch jungen Jahr 2016 feiern wir unseren Geburtstag. An diesem besonderen Tag steht im Mittelpunkt, wozu unser Wahres Selbst uns an jedem Tag einlädt: neu zu werden, zu beginnen – immer.
Die Erinnerung daran, wie viel Leben im Laufe der Generationen weitergegeben wurde, bis es mich gab, bis ich geboren wurde – das ist ein starkes Motiv, dem Leben zu trauen und mich aufs Neue darin einzulassen. Leben will neues Leben hervorbringen. Leben ist stark genug dafür, selbst in von außen gesehen schwierigsten Situationen.
Auf dem Weg der Zen-Kontemplation dürfen wir in großer Dankbarkeit unser Bemühen als ein Wir-Geschehen betrachten. Alles, was wir als einzelne beitragen, kommt allen zugute. Das gilt nicht nur für die Atmosphäre eines Sesshins, in dem oft schon nach wenigen Stunden das Miteinander geradezu greifbar wird. Auch der je persönliche Weg, gegangen in wachsendem Vertrauen, ist für andere eine Bestärkung.
In einer Zeit, welche diese Bestärkung dringend braucht, tragen gerade die „Stillen im Lande“ eine Verantwortung, der wir uns bewusst sein dürfen. Je intensiver wir uns in das eigene „Quell-Sein“ ein-lassen und ein-atmen, desto mehr werden wir zu Lebensspendern. Und das nicht nur oder vielleicht nicht in erster Linie auf direktem Wege, sondern unabsichtlich, auf den verborgenen Pfaden der unendlichen Wirklichkeit. Da sich Leben an Leben entzündet, wirkt alles, was wir verschenken, auf uns zurück. Gabe wird zur Gegengabe, Geben ist seliger als Nehmen oder: Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Geben und Empfangen!
Ich wünsche uns von Herzen, dass dieser Funke unser Motiv zum Leuchten bringt, wann immer wir in der Übung der Stille einander verbunden sind. Und dass wir dann tun, was ansteht, und in diesem Tun staunend entdecken, wie neues Leben zur Welt kommt. Oft in der Begegnung mit Menschen, die bisher für uns Fremde waren.
P. Paul