“Kommst du nach Rom und gibst ein Sesshin?”
Das war die überraschende Frage, gestellt von Edoardo Quarantelli, römischer Buchhändler, an P. Johannes im Jahr 2001. Wie konnte es dazu kommen? Der erste Kontakt in unserem Programm mit Italien geschah über Teseo Tavernese. Er arbeitete beim WDR in Köln, interessierte sich für Meditation und vollbrachte im Jahr 2000 das ungeheure Werk, die „Schneeflocken“ ins Italienische zu übertragen. Was dies bedeutet, dazu später mehr. Jedenfalls sind wir ihm über seinen Tod hinaus dankbar: Im August durfte er sein Leben in die Hände Gottes zurückgeben.
Edoardo war und ist ein guter Freund von Teseo. In einer schwierigen Lebenssituation lud er ihn ein, nach Deutschland zu kommen und an einem Meditationskurs teilzunehmen. Er kam – und blieb, in enger Freundschaft mit P. Johannes, zusammen mit seiner Frau Marina. Wer seine Buchhandlung (www.aseq.it) einmal von innen sieht, wird ins Staunen geraten. Eine riesige Zahl von Büchern (Philosophie, Theologie, Religionen, Weisheitsliteratur aller Zeiten, östliche Sprachen, Lebenskunst …) ist auf engstem Raum versammelt und zieht Menschen an, die oft noch nach mehr als nur nach Büchern suchen.
Edoardo hat einen untrüglichen Blick für Menschen, die er ansprechen kann auf den inneren Weg, auf Meditation. So entstand nach und nach in Rom eine Gruppe aus Leben aus der Mitte, darunter viele junge Menschen. Immer zu Pfingsten fuhren P. Johannes und Marianne Krenz (begleitet von ihrem Mann Hans-Egon) nach Rom zum Sesshin.
In eigener südlicher Atmosphäre und Mentalität gewöhnten sich die Interessierten an längere Zeiten des Schweigens und des Sitzens. Einige machten sich dann auf den Weg und kamen, die meisten ohne Deutschkenntnisse, zu Kursen nach hier – manchmal eine ähnliche Erfahrung, wie sie P. Johannes im Anfang in Japan machen konnte und musste. Zweimal in der Woche gibt es unmittelbar im historischen Zentrum von Rom die Gelegenheit zu Zazen, unter der Leitung von Edoardo bzw. Ignazio Cazzaniga. Der Ort ist die geräumige Krypta der Kirche S. Lucia del Gonfalone, deren Pfarrer ein großes Herz für die Armen und auch für die Schweigenden hat.
Am 9. September nun wurde eben in dieser Krypta die Übersetzung von P. Johannes’ aktuellem Buch „Gebet als Selbstgespräch“ vorgestellt, übersetzt von Edoardo, assistiert von Marina. In monatelanger herzlicher Anstrengung fühlten sich die beiden in die Sprache von P. Johannes ein, suchten die richtigen italienischen Ausdrücke, umschrieben vieles, was einfach nicht Wort zu Wort übersetzbar ist. Herausgekommen ist ein wunderschöner italienischer Text. Die Präsentation lockte mehr als 120 Zuhörer an. Edoardo und ich, wir interviewten einander zum Entstehen des Buches und den darin ins Wort gekommenen Erfahrungen. Marina las einen Abschnitt über die Gleichnisse vom Schatz und von der Perle als biblisches Koan. Die Stille im Raum zeigte, dass es „ankam“.
Mag die Verbundenheit mit unserem Programm helfen, dass die junge italienische Pflanze wachsen und gedeihen möge. Wer einmal in Rom vorbeischauen (Buchhandlung und / oder Meditation) oder einmal am jährlichen Sesshin teilnehmen möchte (Motivationen auf Italienisch!), kann mich gerne kontaktieren. Unsere Freunde dort freuen sich über Besuch und Solidarität!
P. Paul